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Hilflos wie ein Käfer auf dem Rücken? - Teil 1

 

Es ist eine meiner ersten Ausfahrten als Großmutter – ein schönes Gefühl. Samira schläft im schönen, alten Kinderwagen meiner Mutter, indem Anfang der 1970er-Jahre mein jüngerer Bruder herumgefahren wurde. Das Alter sieht man dem Wagen nicht an. Er sieht toll aus mit dem eleganten blauen Samt und den weißen Lufträdern. Ich schätze vor allem seine Geräumigkeit. Auch großgewachsene Säuglinge haben darin ausreichend Platz zum Liegen, solange sie sich nicht aufgesetzt haben. Und das ist mir besonders wichtig!
Ich sehe es mit Bedauern, wenn Säuglinge zum Beispiel nach der Autofahrt weiterhin im Babysitz, der auf ein Fahrgestell montiert wird, herumgefahren werden. Einerseits sind sie dadurch in ihrer Bewegungsfreiheit massiv eingeschränkt, andererseits kann die künstlich hervorgerufene halbsitzende Position Verspannungen auslösen und die Wirbelsäule belasten, da diese anfangs noch nicht vom Muskelkörper ausreichend gestützt wird.

Samira liegt völlig entspannt auf dem Rücken und ich genieße den sonnigen Tag, während ich mit ihr durch unser Dorf spaziere. Eine ältere Frau öffnet ihr Gartentor und kommt zu mir über die Straße, um in den Kinderwagen zu schauen. „So was Armes“, seufzt sie, „das arme Hascherl kann nur hilflos auf dem Rücken liegen. Na ja, wird schon werden. Sie werden ja alle einmal groß“, fährt sie ermunternd fort. „Was sie wohl meint?“, sinniere ich. Mir sind beim Anblick eines Babys noch nie solche Gedanken gekommen. Gewiss, ein kleines Kind ist seiner Umgebung völlig ausgeliefert und sein Überleben ist abhängig von der Gunst der Erwachsenen. Doch scheint es mir als das Selbstverständlichste, dass es voll Hingabe darauf vertraut, gut versorgt und beschützt zu werden wird. 

Wenn ein Kind zur Welt kommt, bringt es eine große Portion Urvertrauen mit. Dennoch muss sich dieser Vertrauensvorschuss als berechtigt erweisen, denn sobald ein Mensch seinen ersten Atemzug tut, ist er dem Spannungsfeld zwischen Liebe und Angst ausgesetzt. Je mehr Geborgenheit, fürsorgliche Pflege und Zuwendung und verlässliche Sicherheit ein Kind von seinen Bezugspersonen erfährt, desto stärker wird sich dieses Urvertrauen in ihm festigen und ihm stabile Basis und festen Halt für sein Lebensexperiment sein.
Ich empfinde Mitgefühl mit der alten Frau. Wenn man ihr ins Gesicht schaut - dahinter blickt, dorthin, wo das Leben in es geschrieben hat, ahnt man, dass sie schon vieles, nicht nur Schönes, erlebt hat. Wie mag es ihr wohl ergangen sein, als sie so alt war wie Samira?


Selbstwahrnehmungsübung – Hingabe und Vertrauen

Ich lade Sie ein, ein kleines Selbstwahrnehmungsexperiment auf dem Fußboden in der Rückenlage durchzuführen.

Die Rückenlage ist einerseits die Lage, in der wir am schutzlosesten und angreifbarsten sind, anderseits eine sehr offene, hingebungsvolle Haltung.

Legen Sie sich bitte mit ausgestreckten Beinen auf den Boden. Die Füße fallen leicht auseinander, sodass die Zehen nach außen schauen. Die Arme liegen im rechten Winkel neben dem Körper. Die Hände zeigen nach oben und liegen locker am Handrücken auf.

Geben Sie ihr Gewicht an die Unterlage ab. Bitte verändern Sie noch etwas, wenn etwas nicht passt…

Jetzt lade ich Sie ein, die Auflagefläche Ihres Körpers wahrzunehmen. Was von meinem Körper berührt die Unterlagen? Welche Abschnitte meiner Wirbelsäule liegen auf? Wo ist ein Abstand zur Unterlage, wo ist kein Kontakt zum Boden?

Wo liegt mein Kopf auf? Wohin schaut mein Kinn? Schräg nach oben oder nach unten Richtung Brustbein? Bewegen Sie den Kopf ein wenig und bringen Sie ihn in die Position, die Ihnen angenehmer ist.

Spüren Sie nun Ihren Rücken, den oberen Rücken, die Schultern, den unteren Teil des Rückens, das Gesäß. Alles darf satt daliegen…

Spüren Sie Ihre Arme. Wie liegen Sie am Boden? Welcher Teil der Hände berührt die Unterlage?

Wie liegen die Beine am Boden?

Konzentrieren Sie sich auf Ihren Atem und auf das, was Sie wahrnehmen. Geben Sie Ihr Gewicht ganz der Unterlage ab.

Wie fühlen Sie sich in diesem Moment? Wehrlos ausgeliefert oder getragen und geborgen?

Vielleicht empfinden Sie, dass Sie von etwas Größerem gehalten sind, dem Sie vertrauen können.

Mit einem großen Vorschuss an Urvertrauen sind Sie einmal auf die Welt gekommen. Ich lade Sie ein, die Liebe zu spüren oder sich daran zu erinnern, die damals dafür gesorgt hat, dass sich dieses Urvertrauen als berechtigt erwiesen hat, dass Sie damals jemand gehalten und umsorgt hat. Vielleicht empfinden Sie Dankbarkeit für die Menschen, die sich um Sie gekümmert, Ihren Hunger und Durst gestillt, Sie emotional genährt und Siefürsorglich gepflegt und auf Ihrem Weg begleitet haben.

Sie können diese Liebe ausdehnen für sich selbst und für Ihr Kind, das Ihre Liebe auch dann spürt, wenn es Sie nicht sieht, wenn Sie es gerade nicht berühren, wenn Sie nicht im selben Raum sind.

 

Vielleicht möchten Sie die Hand aufs Herz legen. Leben ist Hingabe, Leben ist Verbundenheit.

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Für den Menschen, der seine Berufung lebt, wird die Arbeit zum Spiel.