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Wer trifft die Entscheidung? (Einfach Kind sein – Teil 2)

„Welche Windel möchtest du?“ Samira überlegt eine kurze Weile. Dann schlägt sie mit der flachen Hand auf eine der beiden Windeln, die ihr angeboten werden. „Die Panda-Windel!“ ruft sie aus, um sich im nächsten Moment mit einem schelmischen Lächeln für die Tiger-Windel umzuentscheiden. Doch dabei bleibt es nicht. Denn sie möchte nun doch wieder lieber die  Panda-Windel haben. Daraus entwickelt sich ein soziales „Tiger-Panda-hin-und-her-Spielchen“.

Fragen, die in einer solchen Situation auftauchen können:
Wer beendet das Spiel? Darf ich das entscheiden, oder bin ich dann zu bestimmend und autoritär? Soll ich mich überhaupt auf dieses hin und her einlassen, oder zeige ich damit Schwäche und mir entgleitet die Situation? 

Der Erwachsene ist gefordert, mit der Situation so umzugehen, dass er weder den Willen des Kindes bricht, noch ihm das Ruder überlässt.

 

Erfahrungen sammeln und sich dabei mit seiner Umwelt vertraut machen …
Von Geburt an befindet sich das Kind in einem stetigen Prozess aus liebevollem Interesse, mittels eigener Erfahrungen zu lernen und auf allen Ebenen zu wachsen. Zum Umfeld des Kindes zählen seine Bezugspersonen genauso wie die materielle Welt. Seine engsten Vertrauten, die für es Sorge tragen und sich um es kümmern, möchte es sogar besonders gut kennenlernen, denn sie haben die größte Bedeutung für sein (Über-)Leben. Wenn das Kind also unsere Grenzen auslotet, ist das nicht viel mehr als ein genaues Abchecken, wer und wie stabil wir sind. Es muss wissen, ob wir Persönlichkeiten sind, denen es vertrauen und auf die es sich völlig verlassen kann. Dazu gehört auch, dass wir mental stark sind und uns kein Verhalten des Kindes verletzen kann. Vielmehr sollten wir uns unserer Überlegenheit bewusst sein und das Kind mit Einfühlungsvermögen betrachten und mit Güte behandeln, was immer ein Zeichen von Stärke und niemals von Schwäche ist.

 

 

Es gibt keinen Grund, dem Kind eine schlechte Absicht zu unterstellen, wenn es versucht, mit uns ein soziales Spielchen zu beginnen. Genauso finde ich es völlig in Ordnung, dabei eine Weile mit Humor und Freude mitzumachen, ohne das eigentliche Ziel der ursprünglichen Handlung aus den Augen zu verlieren.
Der Erwachsene hat die Verantwortung für das Gelingen der Interaktion zwischen ihm und dem Kind und sollte das Spiel zu einem friedlichen Ende führen, bevor dieses auszuufern droht. So könnte er zum Beispiel an einem bestimmten Punkt sagen, dass er nun diejenige Windel nehmen wird, für die sich das Kind als Nächstes entscheidet. Nachdem er dies angekündigt hat, bleibt er bei dieser Wahl und beendet dabei freundlich das „Windel-Auswählen-Spiel“.

 

Einfach Kind sein …
Dem Kind tut es sehr gut, wenn der Erwachsene selbst weiß, was er will, wenn er sich positioniert und Klarheit verkörpert.
Es möchte einerseits selbst ernst genommen werden, andererseits braucht es Bezugspersonen mit Weitblick, die die Kontrolle wahren und wissen, was für sie selbst und für das Kind gut ist.
Der Erwachsene darf dem Kind keine Entscheidungen von großer Tragweite überlassen und es dann womöglich später für etwas zur Verantwortung ziehen, das nicht in dessen Kompetenzbereich liegt. Wenn zum Beispiel das zweijährige Kind an einem windigen Herbsttag seinen Sommerhut anstatt einer Haube aufsetzen möchte, können
wir ihm das nicht gewähren, wenn die Folge eine Erkältung sein würde. Wir würden es damit überfordern.

 

Der gute Weg ist ein Pfad zwischen zwei Extremen …

Als Erziehende sollten wir eine gute Balance zwischen dem Respektieren des kindlichen Willens und dem Wahren der Kontrolle finden. Weder sollten wir in das Extrem verfallen, ihm jedes Mitspracherecht zu verweigern und alles für es zu tun und zu entscheiden, noch ihm völlige Eigenverantwortlichkeit zuzumuten. Kinder wollen einfach Kind sein und nicht als „kleine Erwachsene“ behandelt werden.


Heranwachsende Kinder brauchen mitwachsende Freiheit, um ihre eigenen Erfahrungen zu machen und ihren persönlichen Vorlieben und Interessen folgen zu können. Und sie brauchen um diese wachsende Freiheit herum stabile, verlässliche Grenzen, die ihnen Halt, Schutz und Geborgenheit geben.

 

 

 

 

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Für den Menschen, der seine Berufung lebt, wird die Arbeit zum Spiel.