
„Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen.“
– Cicero
Haltung vermitteln und Vorbild sein
Wenn du möchtest, dass dein Kind Bücher liebt, musst du sie selbst lieben – und ihnen ein Vorbild sein. Dein Kind spürt deine Haltung gegenüber Büchern, selbst wenn es dich nicht direkt beim
Lesen sieht, weil es zum Beispiel bereits schläft. Darauf kannst du vertrauen.
Lies deinen Kindern vor, solange sie Lust darauf haben! Führe abendliche Vorleserituale ein – vorausgesetzt, sie bereiten dir selbst Freude. Übrigens: Wie lange du deinen Kindern vorliest, hat nichts damit zu tun, ob sie bereits selbst lesen können oder nicht.
Ethischer Umgang mit Büchern
Behandle Bücher als etwas Kostbares! Ich lege sie zum Beispiel nicht auf den Boden und habe meinen Kindern nicht erlaubt, Bücher wie andere Gegenstände zum Spielen umzufunktionieren – obwohl sie
das sonst mit (fast) allem tun durften.
Wie wenig wissen wir von der Evolution vor der Entwicklung der Schriftzeichen!
Stell dir unsere Welt vor, wenn es keine Schrift gäbe. Wie wenig wüssten wir über unsere eigene Entwicklung? Bücher haben das Wissen von Generation zu Generation weitergetragen. Dafür bin ich
dankbar. Und genau deshalb verdienen sie meiner Meinung nach einen achtsamen, wertschätzenden Umgang.
Bücherauswahl
Für die Auswahl eines Kinderbuchs solltest du dir Zeit nehmen. Manchmal kann es sogar sinnvoll sein, das Buch zunächst selbst zu Ende zu lesen, um entscheiden zu können, ob es wirklich für dein Kind passt.
Für mich ist es wichtig, dass ich mich mit der Botschaft des Buches identifizieren kann. Es soll ethische Werte vermitteln – ohne trocken oder belehrend zu wirken. Freude und Gutheit schließen sich nicht aus – im Gegenteil!
Sprache, Bilder und Wortwitz sollten dem Entwicklungsstand der jeweiligen Altersgruppe entsprechen. Ironie hat meiner Meinung nach in einem Kinderbuch nichts verloren. Stattdessen dürfen Botschaften gerne in Sinnbildern und Metaphern verborgen sein – so wie bei den archetypischen Märchen. Kinder besitzen dafür eine besondere Antenne. Es entspricht ihrer eigenen inneren Magie.
Bücher, die speziell dafür gemacht sind, traumatische Erlebnisse aufzuarbeiten, sollten ausschließlich zu diesem Zweck eingesetzt werden – nicht präventiv. Sonst würden wir ungewollt Samen für
Angst und Misstrauen ins Leben säen.
Kinder brauchen zuerst ein gefestigtes Urvertrauen, um schlimme Erfahrungen überhaupt gut verarbeiten zu können.
Dieses Vertrauen kann jedoch nur durch eine persönliche, verlässliche Beziehung zwischen Kind und erwachsener Bezugsperson entstehen – nicht durch abstrakte Medien.
Gemeinsames Anschauen und Lesen von Büchern in einer gemütlichen, geborgenen Atmosphäre ist übrigens ein wundervolles Ritual zur Pflege dieser Beziehung.
Kommentar schreiben