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Achtung, ich schalte die Küchenmaschine ein! - Teil 1

 

Heute backe ich einen Gugelhupf. Meine sieben Monate alte Enkeltochter spielt auf dem Bauch robbend neben mir am Küchenboden.
Während ich die Dotter vom Eiklar trenne und Butter und Zucker abwiege, spielt sie mit Puddingformen und einigen von ihren gewohnten Spielsachen. „Samira“, hocke ich mich zu ihr auf den Boden. „Ich nehme dich jetzt hoch“, fahre ich fort, ihr meine Arme entgegenstreckend. „Jetzt schalte ich gleich die Küchenmaschine ein, und dann wird es laut. Ich möchte nicht, dass du dich erschreckst.“
Ich schlinge meinen linken Arm um den Rumpf meines Enkelkindes. „Schau, das ist die Küchenmaschine. Ich schalte sie jetzt ein. Achtung, jetzt wird es laut.“ Samira schaut mich an, während ich mit ihr rede und lenkt nach meiner Ankündigung und dem Einschalten der Teigmaschine ihre Aufmerksamkeit auf diese. Sie wechselt mit ihrem Blick zwischen meinem Gesicht und der Küchenmaschine, die einen Lärm von sich gibt und wo sich im Inneren der Rührschüssel etwas dreht. Es ist klar, dass dies ein kleines Kind mit Interesse betrachtet, da es ja von Natur aus so ziemlich allem, was ihm in seinem Lebensumfeld vor die Nase kommt, mit liebevoller Neugierde begegnet.

 

Gegenstände, die auf Knopfdruck funktionieren, sind zum Spielen ungeeignet

 

 

Dinge, die keine Lebewesen sind und sich dennoch von sich aus bewegen, üben eine Faszination aus, der sich ein Kind oft schwer entziehen kann. Spielen und etwas lernen kann es damit nicht. Das Kind kann die Ursache, warum sich der Gegenstand bewegt und Geräusche erzeugt, nicht nachvollziehen, wenn es selbst nicht der direkte Auslöser dafür war.
Im selbsttätigen Spiel mit einfachen Dingen ist Selbstwirksamkeit hingegen ständig gegeben. Es erlebt den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung einer Aktion durch das eigene Tun und die wahrgenommenen Auswirkungen. Mit seinen Sinnen nimmt das Kind gleichzeitig wahr, was in seinem Spiel passiert nimmt. Das Kind sieht den Holzkegel, fühlt ihn in seiner Hand und hört ein Geräusch, wenn es ihn fallen lässt. Zum Sehen, Hören und Schmecken, die im Spiel des ganz kleinen Kindes dominieren, ergänzen Raumwahrnehmung, Geruchs- und Temperaturempfindung den Wahrnehmungsprozess.
Um eine Erkenntnis zu gewinnen, müssen zwei oder mehrere Sinne parallel beteiligt sein, und zwar Millisekunden genau zur selben Zeit. 

Spielen macht klug!

„Wenn ich mit dem Reifen auf das Kissen klopfe, hör ich fast nichts. Wenn ich ihn auf dem Holzboden fallen lassen, rollt er ein Stück weg und macht ein Geräusch.“

Etwa in dieser Art sammelt ein spielender Säugling bereits eine Menge an Erfahrungen und Kenntnissen über die natürlichen physikalischen Eigenschaften von Gegenständen, freilich ohne dies bewusst ausdrücken zu können. In seinem Körper ist das Wissen dennoch implizit gespeichert und wird ihm einmal beim Verstehen von Naturgesetzen enorm dienlich sein.

 

Implizites Wissen bedeutet, etwas zu können, ohne sagen zu können, wie dies funktioniert.

 

 

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Für den Menschen, der seine Berufung lebt, wird die Arbeit zum Spiel.