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Wenn ich einmal Mama oder Papa heiße, dann darf ich auch zum Elternabend gehen

Samira sitzt mit ihrer Großmutter beim gemeinsamen Abendessen. „Wenn ich einmal Papa heiße, fahre ich auch in die Arbeit nach St. Johann und dann gehe ich auch zum Elternabend“, bekundet Samira. Die Großmutter schaut das dreijährige Mädchen nachdenklich an. Samira hat noch geschlafen, als ihr Papa außer Haus ging und er fuhr später von der Arbeit direkt zum Elternabend. Schließlich antwortet sie mit der Frage „Vermisst du deinen Papa, Samira?“. Samira nickt und kuschelt sich in die Arme ihrer Großmama. Während sie sanft gestreichelt wird, „leiht“ die Großmutter dem Kind ihre Stimme und erzählt mit beschreibenden Worten, was die Kinderseele im Moment so bewegen könnte. „Heute hast du den Papa gar nicht gesehen. Und jetzt ist er schon am Elternabend und kann dich nicht ins Bett bringen. Das ist schade, gell?“

 

Manchmal sagen kleine Kinder etwas scheinbar Banales aus „heiterem Himmel“ und wollen damit unbewusst ein Bedürfnis ausdrücken, das sie nicht artikulieren können. Vielleicht ist es ihnen nicht wirklich bewusst, was ihnen fehlt, vielleicht mangelt es ihnen einfach nur an sprachlichen Ausdrucksmitteln. Wie angenehm, hilfreich und heilsam ist dann, wenn der Erwachsene das Kind versteht und für es das ausspricht, was es selbst nicht in Worte fassen konnte.
Damit wir in solch verwirrenden Situationen empathisch reagieren, müssen wir nicht unbedingt die „kindliche Logik“ studieren. Es ist gar nicht so schwierig, stimmig zu interpretieren, wenn wir uns dies zur Gewohnheit machen. Empathie lernt man, indem man sie anwendet, indem man versucht, empathisch zu sein. Es braucht dafür keinen theoretischen Zugang, sondern in erster Linie Praxis. Hilfreich ist es, sich selbst Zeit zum Reagieren zu geben und sich Fehler zu erlauben. Drücken Sie Ihre Vermutung dem Kind gegenüber behutsam mit einer einfachen, kurzen Frage aus. An der Reaktion des Kindes werden sie erkennen, ob sie auf der richtigen Fährte sind. Daraus ergibt sich ein wechselseitiger Prozess, der der Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind förderlich ist. Beide, Erwachsener und Kind, erlangen dabei Klarheit, Sicherheit und Vertrauen ineinander. Fühlt sich das Kind verstanden, ist dies für beide ein Erfolg und Grund zur Freude. Der Erwachsene erfährt in solchen Situationen das gute Gefühl, richtig reagiert zu haben, das Kind wiederum das gute Gefühl, dass es sich auf den Erwachsenen verlassen kann, weil er es versteht.

  

Später versorgt Samira ihre Puppe Lala. Die Puppe weint. Bäh, bäh,…“ ahmt Samira deren Weinen nach und versucht sie zu trösten. „Schön, dass du dich um sie kümmerst“, meint die Großmutter und denkt bei sich „wie gut, dass du das alles nachspielen kannst, was dich heute bewegt hat.“

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